Horst Renfordt, geb. am 12.01.1928, gest. 14.05.2017
war ein regional bekannter Bildhauer und Grafiker aus Wiblingwerde
Ein Zeitungsartikel vom 23.12.2009:
23.12.2009 · Von Peter von der Beck
Renfordts grafische Seite
NACHRODT-WIBLINGWERDE- Er ist ein Mensch, der eher zurückgezogen lebt. Horst Renfordt sagt es selbst: „Ich bevorzuge den Elfenbeinturm“. Der inzwischen über 80-jährige, längst pensionierte Metallplastiker, lebt in einer alten Doppelhaushälfte in Wiblingwerde. Dass hier ein kreativer Mensch wohnt, lässt sich an den Objekten, erkennen, die seinen Garten zieren. Es sind Dokumente einer technisierten Welt.
Metallplastiker, das ist der in einschlägigen Kreisen benutzte Titel für den Mann, und seine Plastiken genießen einen guten Ruf. Dass Horst Renfordt aber auch ein umfassendes Werk an Druck-Grafiken erarbeitet hat, ist weniger bekannt. Renfordt: „Das grafische Werk habe ich immer unter Verschluss gehalten“.
Sein kleines Atelier in der Dachkammer seines Häuschens ist gut für das Drucken von Grafiken präpariert: Hier finden sich eine alte, mechanische Handdruckmaschine, aber auch vielerlei Werkzeug aus einer Zeit, als Grafiker per Hand arbeiteten und PC und Software gar nicht existierten. Gleichwohl gibt es Drucke von ihm aus den 80er Jahren, die fast prophetisch die Digitalisierung der Menschheit vorwegnehmen. „Zeichen und Zahl“ ist diese kleine Bilderserie benannt. „Heutzutage lebt der Mensch eben zwischen Zeichen und Zahl“, sagt Renfordt und verweist auf die „von Hand abgezogen“ Grafiken.
Die Ideen zu seinen Werken ereilten und ereilen Renfordt auf Zugfahrten, bei Reisen mit dem Auto, oder es passiert, dass er irgendwo eine Szenerie sieht, im Kopf behält und dann künstlerisch umsetzt. „Ich arbeite konstruktiv“. Wenn ihn also ein Motiv nicht loslässt, geht er wie ein Konstrukteur vor: So erging es ihm mit einem Kind, das er in einer Situation gesehen hatte. Er fertigte zunächst eine Skizze an, pauste sie dann mit Hilfe von Transparentpapier auf Linoleum um, schnitzte entsprechend und fertigte dann einen Druck mit Hilfe der Japanischen Reibe an. „Kind mit Zahnbürste“ nannte er dann das stark reduzierte Werk. Es gehe eben um „das Wesentliche“, das er immer herausarbeiten wolle, erläutert Renfordt. Die teils roboterhaft anmutenden Plastiken, welche viele von ihm kennen, finden sich als Motiv auch in den Grafiken wieder. Doch es gibt auch Arbeiten über Menschen: Ein kaum verfremdetes Portrait von Bertold Brecht ist zum Beispiel dabei. Auch Tiere hat er künstlerisch verarbeitet. Viel „Gebrauchsgrafik“ gibt es von Horst Renfordt. Die von ihm gestalteten Plakate sind schon Kunstwerke an sich
Renfordts Werkstatt ist eine Fundgrube: Alle Sorten von Papier stapeln sich, immer wieder finden sich Plakate und Drucke: Seine „Blaue Serie“ oder jenes Werk namens „Stadtschreiber“.
Horst Renfordt ist noch nicht müde – er arbeitet weiter an seinem Werk.
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Anlässlich seines 85. Geburtstages erschien folgender Artikel in „Der Westen“:
85. GEBURTSTAG
Die Kunst packt Horst Renfordt immer noch
12.01.2013 von Ina Hornemann
Foto: Repro: Ina Hornemann
Wiblingwerde. Die Kunst packt ihn noch immer. Manchmal abends während der Tagesschau, wenn dort ein Thema gezeigt wird, das ihn bewegt. Dann nimmt er einen Bleistift zur Hand und fertigt eine Skizze, die später auf präpariertem Karton zu einer großformatigen Grafik wird. „Metallplastiken kann ich nicht mehr so gut heben, das machen die Knie nicht mehr mit“, erklärt der Wiblingwerder Künstler Horst Renfordt, der am Samstag 85 Jahre alt wird. Was in den Knien fehlt, gleicht der aufmerksame Geist des Künstlers doppelt aus. Dorfleben, Weltgeschehen und die heimische und überregionale Kunstszene verfolgt Horst Renfordt mit großem Interesse. Die Menschen sehen mehr von ihm, als sie hören. In zahlreichen öffentlichen Gebäuden im Märkischen Kreis sind Werke von ihm zu sehen. Der Künstler selbst ist still und bescheiden. Nie hat er mit Gefälligkeitsansprüchen gearbeitet, was aber nicht heißt, dass man mit Horst Renfordt nicht diskutieren kann. Er setzte sich als Mitbegründer der Lüdenscheider Galerie „Rahmen“ mit Herzblut dafür ein, dass dort nicht nur heimische Künstler, sondern eine überregionale Szene ein Forum findet. Gelegentlich bricht er auf. „Ich muss alle paar Jahre mal gucken, was im Märkischen Kreis noch so los ist“, erklärt er. Mancher Weggefährte, zuletzt der Altenaer Holzkünstler Werner Panke, ist bereits verstorben.
Mit 85 macht sich auch Horst Renfordt so langsam Gedanken um das Älterwerden. „Was mir in Nordrhein-Westfalen fehlt, ist eine Stelle für die Nachlassverwaltung von Künstlern. In anderen Bundesländern gibt es das und wir müssten das auch dringend einrichten.“ Zu katalogisieren gibt es einiges aus dem Hause Renfordt. Allein die Metallplastiken im Garten ziehen viele Blicke auf sich. Gefertigt hat er sie in umliegenden Schmieden. Durch seine Ausbildung in der Metallbearbeitung war ihm auch der Umgang mit harten, im Rohzustand kaum biegsamen Materialien gut vertraut. Renfordt versteht sich auf klare Linien und Formen und bedient sich gern der Reduktion auf das Wesentliche und Notwendige. Das gilt auch für sein grafisches Werk, aus dem besonders seine „Blaue Schaffensphase“ heraussticht. Das Zeichnen erlernte er einst in Siegen während seiner mehrjährigen Ausbildung an der Malfachschule. Interesse an Burgaufzug Gelebt hat er nie von der Kunst. „Das schaffen die wenigsten“, hat er erfahren, „denn als Künstler werden einem oft viele Steine in den Weg gelegt bei der Verwirklichung von Projekten.“ Seine Rente bezieht er heute von der Bertelsmann-Gruppe. Allerdings: Horst Renfordt hat wahre Schätze produziert: Monotypien, die durch Plattendruck nur ein einziges Mal entstanden, und Linolschnitt-Produktionen, die Käufer in Dortmund fanden. Ein Höhepunkt seiner Karriere war eine Beteiligung an der Ausstellung „Krieg und Frieden“, die parallel zur documenta in Kassel im Jahre 1982 lief. In bester Erinnerung geblieben ist Horst Renfordt sein Engagement bei der Aktion „Aufkreuzen in Telgte“ 2008. Was den Künstler noch umtreibt ist das Altenaer Großprojekt Burgaufzug. Zum neuen Tor zur Burg würde er gern eine Metallplastik beitragen. Die Innenstadt der Nachbarkommune war schließlich lange Zeit ein wachsender Kunstpool, in den Horst Renfordt immer wieder gern eingetaucht ist. „Das ist ein Ort, an dem ich noch was hinterlassen möchte.“
Ina Hornemann
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Ein Zeitungsartikel vom 04.04.2016:
Spätes Wiedersehen mit der Kunst für Horst Renfordt
NACHRODT-WIBLINGWERDE – In den vergangen Jahren ist es still geworden um Horst Renfordt, den Wiblingwerder Metallplastiker, der sich Landes- und Bundesweit an namhaften Ausstellungen beteiligt hat. Kürzlich gab es wieder einen öffentlichen Kontakt mit der heimischen Kunstszene bei der Ausstellungseröffnung der Kreativgruppe „Altes Pfarrhaus“.
„Ich bin in Altena gelandet“, erklärt Horst Renfordt denen, die ihn vermissen. Bis vor zwei Jahren war er noch künstlerisch tätig in seinem Haus, das für die Metallplastiken im Garten bekannt war. Der Ruhestand in vertrauter Umgebung währte ein Jahr. Ein Treppensturz, Krankenhaus – Kurzzeitpflege im Ellen-Scheuner-Haus. „Bleiben Sie bei uns!“ haben sie mir angeboten. „Das habe ich dann auch gemacht.“
Jetzt hat der 89-Jährige sogar wieder mit Kunst zu tun. Mit Uschi Panke, der Witwe seines früheren Künstlerkollegen Werner Panke, trat eine Frau an ihn heran, die ihn gern im Team der Kreativgruppe „Altes Pfarrhaus“ haben wollte. „Da bin ich nun beratend und begleitend tätig“, erklärt Horst Renfordt. „Das macht Spaß, auch wenn ich selbst nicht mehr zum Zeichenstift greife.“ Bis zum Eintritt in den selbstgewählten Ruhestand war Horst Renfordt noch nahezu täglich aktiv und widmete sich vorwiegend seinem grafischen Werk. Menschen, Technik, Industrie – das waren immer Themen, die ihn als Konstruktivisten umtrieben. Die Dinge zu formen, zu zerlegen, neu zu definieren und zu interpretieren ist seine Leidenschaft. „Heute noch, obwohl ich nicht mehr kreativ bin.“
Horst Renfordt blickt heute auf viele Ecken und Kanten, wenn er aus seinem Fenster im Scheuner-Haus blickt. Die Giebel der stadtbildprägenden Gebäude wie des Kreishauses, der Lutherkirche oder des Berufskollegs empfindet er als Wohltat für seine Künstlerseele. „Die ist mir geblieben“, erklärt er fast schmunzelnd, wohl wissend um sein Image als Eigenbrötler, der im Leben nur wenige Außeneinflüsse zugelassen hat. Und die Kunst? „Die ist heute in Berlin bei meinem Bruder Ernst“, erklärt Horst Renfordt. Zu ihm steht er im regen Kontakt und ist froh, einen Hüter für sein Lebenswerk gefunden zu haben.
Fotografien davon hat Horst Renfordt in seine neue Heimat mitgenommen. Die Kunstszene hält er durch tägliche Zeitungslektüre noch immer im Blick. Mit großem Bedauern hat er die Schließung der Stadtgalerie wahrgenommen, insbesondere für bildende Kunst fehlt Raum. Einer aus der neuen Nachbarschaft hat es seiner Ansicht nach richtig gemacht: „Antek.
Der belebt die Innenstadt. Das finde ich gut!“
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